Kurzweiliges Parlieren über immer gleiche Themen

(Margit Schönberger: Das Diätenhasser-Buch, Droemer/Knaur, 2009, S. 255, ISBN: 342678193X)

Margit Schönberger hat wieder in die Tastatur gegriffen, und wenn Margit Schönberger in die Tastatur greift, dann handelt es sich entweder um ein Buch über das Älterwerden, das Dicksein oder Überleben im Büroalltag - alles Themen, über die sie so viel zu schreiben weiß, dass selten ein einziges Buch ausreicht, um ihren Mitteilungsdrang zu befriedigen. So geschehen offensichtlich auch bei ihrem 2005 erschienen Buch „Wir sind rund, na und?“, welchem sie jetzt mit „Das Diätenhasserbuch“ einen zweiten Teil hinterherschickt. Darauf weist bereits der fette rote „Wir sind rund – na und?!“ - Aufdruck auf der hinteren Buchumschlagsseite hin.
Auf dem Cover lächelt eine dralle Brünette ebenso verschmitzt charmant wie Margit Schönberger auch im „Diätenhasserbuch“ auf bewährte Weise Lebenserinnerungen, Faktenwissen und eine Portion aus leidigen Erfahrungen gewonnener Altersweisheit mischt. Durch ihre ehrliche und offene Art des Erzählens und ihren Humor, wirkt die 255 Seiten lange Variation der immer gleichen Themen dennoch erfrischend kurzweilig.

Fast selbsttherapierend plaudert die Autorin aus ihrem Leben angefangen von idyllischen Kindheitserinnerungen über Erfahrungen mit Eier-, Atkins oder Kohlsuppendiät sowie dem unvermeidlichen Jojo-Effekt bis hin zum kommerzgesteuerten Umgang mit Nahrungsmitteln in unserer industrialisierten Welt. Man erfährt, dass Schönberger schon immer ein Pummelchen gewesen ist, woraus ihre Pfunde resultieren und warum sie gar keine Lust darauf hat, sich durch ein Verbot an Essgenuss wieder von ihnen zu trennen. Neue Erkenntnisse präsentiert sie nicht aber bespricht mit gesundem kritischem Menschverstand beispielsweise Trends wie die molekulare Küche oder Convenience-Artikel im Lebensmittelbereich. Sehr unterhaltsam stellt sie dar, dass sich nicht alle Dicken ihr Übergewicht mit Fastfood angefressen haben, sondern auch genetische Veranlagung, der Irrglauben an die Lügen der Lebensmittelindustrie und die Aufmerksamkeit, welche man dem Essen entgegen bringt, eine große Rolle dabei spielen, wie sich die Figur eines Menschen entwickelt. Leider weist die Autorin einen möglichen negativen Einfluss eines hohen Körpergewichts auf die Gesundheit schlicht als „nicht bewiesen“ zurück. Daher kommt sie auch nicht auf die Idee, über Sport als Mittel zur erfolgreichen Gewichtsreduktion zu schreiben.

Zum Schluss läuft es darauf hinaus, dass man sich als Mensch immer annehmen sollte, wie man ist, dass ein gesundes Selbstvertrauen allen andersgearteten Schönheitsidealen zum Trotz attraktiv macht und, dass man sich das Essen von hochwertigen, möglichst selbst gekochten Speisen nicht vermiesen lassen sollte. Darin kann man ihr eigentlich nur recht geben. Ob das jedoch die knappen 9 Euro für das Paperback wert ist, muss jeder selbst entscheiden.


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veröffentlicht auf literaturreport 2009
Copyright © 2009 Corinna Hein