Was Sie schon immer über Frauen wissen wollten (Margit Schönberger: Don’t worry, be fifty. Plötzlich bist du 50 – und die Welt ist voller Möglichkeiten, Droemer/ Knaur, München, 2006) „Ab fünfzig wird alles anders; nicht schlagartig, aber auf wohltuende Weise“ – so in etwa die Quintessenz aus 248 Seiten Schönberger über die Vorteile des Älterwerdens. |
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Zugegeben, recht kurzweilig ist die Lektüre dieses Buches; man kann herzlich über die ausführlichen Beschreibungen beispielsweise der weiblichen Selbstfolter durch hochhackige Schuhe lachen oder über die Erkenntnis, dass u.a. Make-up im Leben nur dazu dient, Akzeptanz und Anerkennung zu erringen. Am Ende eines jeden thematischen Abschnitts stehen jedoch löbliche Erkenntnisse wie: Man muss Frieden mit der eigenen Unzufriedenheit schließen, lernen sich selbst, den eigenen Körper sowie dessen Befinden wahr und ernst zu nehmen, lernen zu genießen, hinsichtlich der Partnerwahl relaxter zu werden, das Konsumverhalten sowie die Einstellung zur modernen Technik überprüfen, sich gegebenenfalls noch einmal privat und beruflich völlig neu orientieren, und, und, und... Soweit so gut. Bücher müssen vielleicht zum richtigen Zeitpunkt im Leben gelesen werden, doch sind es selbst für eine Leserin, die bis zum 50. Geburtstag noch ein paar Jährchen vor sich hat, keine neuen Erkenntnisse, welche von Schönberger immerhin ziemlich unterhaltsam und witzig in Worte gefasst wurden. Häufig stellt sich die Autorin dar als von einer oberflächlichen Powerfrau, die durchs Leben hetzte, in eine abgeklärte Frau gewandelt, die mit beiden Beinen fest ihm steht und nicht nur powern sondern auch genießen kann. Zu dieser Wandlung darf man ihr gratulieren, aber die Buchform mit ihrer thematischen Kapiteleinteilung und den kapitelinternen Fragmenten, ist ungünstig gewählt. Tatsächlich mutet der Stoff eher an, als könne man damit über längere Zeit eine Kolumne in der Brigitte füllen. Dadurch, dass die Autorin das Alter 50 als eine Art magische Grenze festmacht, erhält man leicht den Eindruck, dass der von ihr beschriebene Prozess - Bilder, Songs, Erlesenes und Erlebtes miteinander zu einem reichhaltigen Erfahrungsschatz zu verknüpfen - schon vor diesem Alter stattfinden kann; aber die nötigen Rückschlüsse bis zu diesem Schwellenwert auf sich warten lassen. Dennoch stellt sich die Frage, ob man notwendigerweise erst 50 werden muss, um „happy“ zu sein. Oh, mein Gott, ich werde 50 oder 40 oder 30 (!!!) - was soll die Panik vor den Dekaden des Lebens? Warum muss hier Frau Schönberger in die Tastatur greifen, um den mit XY besetzten Teil der Gesellschaft durch ihren mit Anekdoten gespickten Erkenntnisprozess auf den Boden des banalen Alltäglichen zurückzuholen? Dies ist ein Buch für die Carry Bradshaws unter uns, die irgendwann feststellen, dass ihr erfolgsgeiles Leben in „Sex and the City“ nur ein Spiel war und man mit etwas mehr Bodenständigkeit eher zu sich selbst findet, als wenn man beständig in die Schablone der hippen Powerfrau zu passen versucht. Daher werden alle, die bis zum 50. Geburtstag zu o. g. Erkenntnissen gelangt sind und entsprechende Konsequenzen gezogen haben, erfreut nicken und das Buch lieben. Diejenigen für die sich solche Erkenntnisprozesse niemals zutragen mussten, weil sie bereits nach Abschluss der Pubertät in den richtigen Situationen auf hohe Absätze verzichtet haben, werden das Buch mit einigem Kopfschütteln und ungläubigen Lachern lesen oder die chlorfrei gebleichten Seiten entnervt zuschlagen – möglicherweise bereits vor der letzten. |
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