Jubiläumsausgabe eines Weltklassikers (Saint-Exupéry, Antoine de: Der kleine Prinz (Jubiläumsausgabe in Neuübersetzung), Karl Rauch, 2010, ISBN: 3792000539) Im Jahre 1943 erschien das moderne Märchen "Der kleine Prinz" des Berufspiloten Antoine de Saint-Exupéry. Dieser hatte in seinen bis dahin 43 Lebensjahren bereits ein aufregendes und gefahrvolles Leben hinter sich gebracht, von dessen Motiven er in diesem und anderen Büchern zehrte. Wie der Ich-Erzähler im "Kleinen Prinzen", stürzte er mit Flugzeugen in der Wüste ab. Wie der kleine Prinz musste Saint-Exupéry seinen "Planeten" verlassen und nach Amerika emigrieren, wobei er seinen "besten Freund auf der ganzen Welt", welchem er das Buch widmete, im besetzten Frankreich zurückließ. Daher schrieb Saint-Exupéry nicht nur ein philosophisches Märchen, sondern setzte sich in der vordergründig märchenhaften Erzählung mit der politischen Lage und gesellschaftlichen Strömungen seiner Zeit sowie seiner privaten Situation als Emigrant und Berufsflieger auseinander. Obwohl der Autor bis zu seinem Tod im Jahr 1944 noch weitere Texte veröffentlichte, blieb "Der kleine Prinz" sein bekanntestes Werk und begründete seinen Weltruhm. |
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Mit einfachen poetischen Worten wird rückblickend die Reise des kleinen Prinzen über mehrere Planeten hin bis auf die Erde geschildert, auf der er sich am Tag des Treffens mit dem Ich-Erzähler bereits ein knappes Jahr befindet. Auf dieser Reise trifft er typisch menschliche Charaktere wie den Eitlen, der nur bewundert sein möchte, einen König, dem nur das Herrschen an sich wichtig ist, oder einen Trinker, welcher um des Vergessens Willen trinkt. Die Feststellung, dass die Erwachsenen "wirklich sehr seltsam" wären, ist eines der ironischen Leitmotive der Erzählung. Wunderbar verschlüsselte Bilder lassen einen tiefen Einblick in die Ansichten und den Erfahrungsschatz des Autors zu. Einen Planeten, der von den Wurzeln dreier Affenbrotbäume derart in die Zange genommen wird, dass seine Zerstörung zwangsläufig bevorsteht, kann man nicht nur wörtlich als Nachlässigkeit beim Unkrautzupfen, sondern als Anspielung auf den Nationalsozialismus und dessen Folgen sehen, welche der Autor am eigenen Leib erfahren musste. Während also der in der Wüste abgestürzte Ich-Erzähler sein Flugzeug repariert, schließt er Freundschaft mit dem kleinen Prinzen und begleitet diesen schließlich bis zu dessen Tod durch einen Schlangenbiss oder, wenn man so will, bis der kleine Prinz die Rückreise zu seinem Heimatplaneten antritt. |
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