Schloss Rheinsberg, Deutschland | |||||||
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Zwischen Neuruppin und Lindow tief in der brandenburgischen Provinz versteckt und doch nur etwa eine Autostunde nord-östlich von Berlin entfernt verbirgt sich am Ende einer mächtigen Allee inmitten der Rheinsberger Seenkette auch das kleine Städtchen, welches der Landschaft seinen Namen gab. |
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Friedrich II. verbrachte während seiner Kronprinzenzeit die "schönste Zeit seines Lebens" in diesem Schloss, und auch sein jüngerer Bruder Prinz Heinrich von Preußen fühlte sich hier sehr wohl. Johann Abraham Peter Schulz (seines Zeichens Kapellmeister und Komponist der preußischen Prinzen) schrieb in Rheinsberg das Lied "Der Mond ist aufgegangen" und versicherte sich so einer dauerhaften Berühmtheit.
Das amouröse Wochenende, welches der junge Kurt Tucholsky im Jahre 1911 mit seiner Freundin in der Stadt verbrachte, führte zu seiner Erzählung "Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte", die den Autor ein Jahr später berühmt machte und die Aura des Städtchens bis heute prägt. Wanderer, Angler, Reiter und Wassersportler finden rund um Rheinsberg ihr Paradies. Doch auch Kulturinteressierten hat die Stadt immer mehr zu bieten. |
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Wem der Blitzer am Ortseingang nicht sofort die gute Laune mit einem Foto vermiest und zum Umkehren veranlasst, der folge der Hauptstraße und den Hinweisschildern zum Schlossparkplatz (immer links halten). Vor zwei Jahren ist die Verwestlichung des Ostens hier so weit fortgeschritten, dass auf einem löchrigen Sandplatz unter alten Bäumen ein Parkautomat aufgestellt wurde. Da die Parkplätze innerhalb der Stadt dünn gesät sind, empfiehlt es sich, den Ort mit den Parkgebühren zu unterstützen. 2004 war für zwei Stunden Parkzeit ein Euro zu entrichten. |
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Hat man dieses leidige Geschäft erledigt, fällt der Blick sofort auf die hohen Säulen des Eingangsportals zum Schlosspark. Das niedrige weiße Holztor grüßt einladend geöffnet die Besucher. Am Ende des breiten Weges blickt zwischen Hecken und Bäumen verborgen schon der linke Schlossflügel mit drei hohen Fensteraugen neugierig den Ankommenden entgegen. Die strenge Linienführung, die Georg Wenzeslaus von Knobelsdorf und Karl Friedrich Glume dem Park im achtzehnten Jahrhundert gaben, findet sich auch in der Schlossarchitektur wieder. Durch eine breite Terrasse fügt sich die architektonische Verbindung vom Erlenhof und Gartenparterre harmonisch in die märkische Landschaft mit dem Grienericksee ein. |
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Von der Wasserseite her bietet das Schloss trotz der teilweisen Ummantelung mit Gerüsten zweifelsfrei seinen schönsten Anblick. Nachdem man diesen stehend oder auf einem Bänkchen sitzend ausgiebig genossen hat, darf man ruhig über eine Brücke näher treten und die weißen frisch restaurierten Marmorstatuen betrachten, die seit ihrer Aufstellung durch Prinz Heinrich im Jahr 1766 die Uferpromenade des Grienericksees säumen. Dann durchquert man den Innenhof, den Torbogen und überquert ein hölzernes Brückchen, um zu den Ställen zu gelangen, in denen seit kurzem die Kasse und ein Souvenirshop untergebracht sind. Sechs Euro (ermäßigt 5 Euro) verlangt die „Stiftung preußischer Schlösser und Gärten“ inzwischen in der Sommersaison für einen Rundgang durch die fast komplett wiederhergestellten Räume des Schlosses. Da freut es das Touristenherz umso mehr, dass das Vorhaben der Stiftung, auch für den bloßen Besuch des Parks Eintrittsgelder zu erheben, fallen gelassen wurde. |
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Zurück im Innenhof beginnt der Rundgang an der Tür, die in den linken Turm führt. Waren bei meinem ersten Besuch des Schlosses im Jahr 1997 erst fünf oder sechs Räume für die Öffentlichkeit erschlossen, ist es inzwischen fast das ganze Gebäude. Fleißige Restauratoren arbeiten daran, die Verunzierungen eines fast vierzig Jahre dauernden Sanatoriumbetriebs während der DDR-Zeit. auszumerzen. Da galt es, Heizkörper, Rohre und Tapeten zu entfernen, Wand- und Deckengemälde freizulegen sowie andere Spuren der Misshandlung zu beseitigen. Leider erfährt man erst im letzten Raum der Ausstellung in Bild- und Textdokumenten von dieser Leidenszeit des Gebäudes. Ein weiteres Problem des Schlosses ist die mangelnde Ausstattung, die während und nach dem zweiten Weltkrieg verschwand oder aus Geldmangel verkauft worden war. Einiges wurde bis heute wieder angekauft, so dass das Schloss bei weitem nicht mehr so leer wirkt, wie zu beginn des Museumsbetriebes. |
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Nach dem Aufstieg über die Turmtreppe betritt man sofort einen der interessantesten Säle des Schlosses. Im Spiegelsaal, der mit seinen vielen Spiegeln und behangenen Lüstern nach der Mode des 19. Jahrhunderts in keinem Schloss fehlen durfte, werden heute Konzerte gegeben. Kurze Texte, die vor den entsprechenden Gegenständen aufgebaut sind, klären in allen Räumen die Identität der Objekte und weisen ggf. auf die Künstler hin. Wünschenswert wären über die einfache Nennung hinausgehende Erklärungen. Doch dafür wird an der Kasse ein bisher kostenloser Audioguide in mehreren Sprachen angeboten. Im Gedächtnis bleiben dem Besucher auch der Muschelsaal mit seinen zahlreichen Verzierungen, die Galerie mit pausbäckigen Verwandten der Prinzen und die Wohnung der Prinzessin Amalie sowie besondere Wandbemalungen wie im chinesischen Zimmer. |
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Hat man den Rundgang über altes Parkett und ausgetretene Treppenstufen hinter sich gebracht, finden Literaturinteressierte im Untergeschoss des linken Seitenflügels eine permanente Ausstellung zum Leben und Werk Tucholskys. Meines Erachtens nach ist diese jedoch für Tucholsky-Laien wenig empfehlenswert, da sie hauptsächlich aus Textdokumenten, Bildern und Buchausgaben besteht. Näher fühlt man sich dem Autor sowieso, wenn man einen Rundgang durch den weitläufigen Park unternimmt, durch den dieser bereits seine turtelnden Hauptfiguren schlendern ließ. |
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Der Theaterbau, in welchem jährlich international renommierte Opernfestspiele stattfinden, und das Schloss bleiben hinter den Parkspaziergängern liegen. Egal ob man den See eher am Ufer oder mehr im Park zu umlaufen gedenkt, trifft man doch fast zwangsläufig auf einen lauschigen Pavillon und/oder die künstlich errichtete Grotte, die von hinten und von den Seiten aus gesehen leicht für einen Haufen Steine gehalten wird. Hat man diese im Sommer sehr blumige Landschaft verlassen, taucht hinter den Bäumen ein pathetischer Obelisk auf, der im Angedenken an preußische Generäle, die im siebenjährigen Krieg kämpften, errichtet wurde. Er befindet sich gerade gegenüber des Schlosses. Daher hat man von dieser Anhöhe auch einen sehr guten Blick auf das Gesamtensemble von Gebäude und Park. |
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Die wenigsten ahnen, dass der Park hinter dem Obelisken noch weiter führt und kehren an dieser Stelle um. Doch folgt man einem Trampelpfad in Richtung Straße, überquert diese und schlägt sich dann am rechten Waldrand entlang, gelangt man zunächst an eine romantisch verfallene Säule. Von dort aus sieht man schon den inzwischen moosgrün angelaufenen Gedenkklotz namens „Katakombe für die zu früh Verstorbenen“; und geht man dann noch ein wenig tiefer in den Wald, erreicht man schließlich eine kleine im Farn versteckte Metalltafel, die den Ort markiert, an dem dereinst ein so genannter „Tempel der Freundschaft“ gestanden haben soll. Mit der Frage, ob der Freundschaftstempel nur in der kühleren Jahreszeit genutzt wurde, und der Tatsache, dass man mit guten Französischkenntnissen die Aufschriften der Monumente hätte entziffern können, kann man sich auf dem Rückweg beschäftigen. Dabei sollte jedoch die schlichte Schönheit der Wiesen mit ihren bunten Blütentupfern und sich wiegenden Gräsern nicht außer acht gelassen werden. |
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Nach Verlassen der Sumpflandschaft ist es nun ratsam, sich rechts zu halten. Dann trifft man auf dem Weg zum Eingangstor des Parks bald auf die Orangerie – ein Gebäudekomplex mit Gewächshäusern, einem Feldsteinbrunnen und wunderbaren Blumenarrangements aus einheimischen und exotischen Pflanzen. Ein Besuch des Parks lohnt sich also auf jeden Fall selbst, wenn man das Schloss nicht von innen besichtigen möchte. Ich kehre in nahezu regelmäßigen Abständen nach Rheinsberg zurück, denn die „Auferstehung“ des Schlosses und des Parks zu sehen, bewirkt, dass ich Hoffnung empfinde. Es entwickelt sich etwas in Brandenburg. An diesem (wie auch an vielen anderen kleinen Orten) geht etwas vorwärts in der Region, das es sich mitzuerleben lohnt. |
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"Wer in die Mark reisen will, der muss zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen, mindestens keine Voreingenommenheit. Er muss den guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch krittliche Vergleiche totzumachen. Der Reisende in die Mark muss sich ferner mit einer feinen Art von Natur- und Landschaftssinn ausgerüstet fühlen. Es gibt gröbliche Augen, die gleich einen Gletscher oder Meeressturm verlangen, um befriedigt zu sein. Diese mögen zu Hause bleiben." - So schrieb Theodor Fontane in der Einleitung zu seinen 1861 erschienenen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg". Bis heute hat sich daran nur wenig geändert. Und wenn jemand eine Reise nach Brandenburg unternimmt, wird er zuletzt ganz wie Fontane Bände zu erzählen haben. Die Stadt Rheinsberg mit ihrem Residenzschloss ist dahingehend besonders empfehlenswert.
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PREISE UND ÖFFNUNGSZEITEN
Sommersaison 01.04. - 31.10., Dienstag bis Sonntag, 9.30 -17 Uhr; letzter Einlass 17 Uhr Schloss inkl. Tucholsky Literaturmuseum (mit Führung oder Audio guide) 6,00 EUR (ermäßigt 5,00 EUR), Parkführung 2,50 EUR Wintersaison nur mit Führung inkl. Tucholsky Literaturmuseum 4,00 EUR (ermäßigt 3,00 EUR), Parkführung 2,50 EUR Mein SURFTIPP: www.rheinsberg.de. |
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