(Ott, Paul (Hg.), Sterbenslust. Erotische Kriminalgeschichten, Gmeiner, ISBN 3839210577)

Sex sells

Sex und Verbrechen sind zwei anziehende Themen, die scheinbar nie langweilig werden. Das wird schnell offensichtlich, wenn man die Vielzahl der Krimis und Liebesromane betrachtet, die Jahr für Jahr auf den literarischen Markt geworfen werden. Da liegt es nahe, beide Themen zu verbinden - so geschehen von 21 namhaften Autoren und Autorinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren erotische Kriminalgeschichten Paul Ott in dem vorliegenden Sammelband „Sterbenslust“ aus dem Gmeiner-Verlag zusammengetragen hat.

Die Geschichten sind unterschiedlich erotisch explizit. Manche Autoren deuten nur an, einige werden deutlich und recht derb. Sie zeigen jedoch sowohl eine Breite an erotischen Spielmöglichkeiten als auch eine Vielzahl an kriminellen Handlungen und Motiven. Sie reichen von Erpressung bis zur versehentlichen Tötung, vom Rachemord an einem Menschen über den Mord für ein Objekt der Begierde bis zum lächerlich dramatischen „Mord“ an einer untreuen Gummipuppe. Diese Mischung aus Sex und Crime ist kurzweilig und hervorragend für zwischendurch geeignet, wenn man einmal eine Auszeit von komplexen Romanen braucht. Der schwarze Humor macht das Lesen obendrein noch sehr vergnüglich.

Bissig und prägnant schreibt beispielsweise Sabine Deiter darüber „Was Frauen wollen“ und eröffnet ungeahnte Einsichten in einen sich wandelnden Dienstleistungsmarkt und die Bedürfnisse von Frauen. Tatjana Kruses Protagonist aus „Liebe à la carte“ hingegen weiß bereits selbst ganz genau, womit er seine Klientinnen zufriedenstellen kann. Er nutzt sein Wissen weidlich für Erpressungen aus. Doch in fast allen Kurzgeschichten sind letztlich die Frauen die Täter. Sie spielen mit den Männern, die ihrerseits das starke und kontrollierende Geschlecht zu sein glauben, jedoch zu Opfern werden, da sie den Reizen der Frauen unterliegen.

Besonders auffällig ist dies auch bei dem Reporter aus Stephan Pörtners „Dumm und geil“, der sein Glück kaum fassen kann, als er von einer attraktive Frau vernascht wird, ihn diese jedoch bösartig hereinlegt und seine Karriere ruiniert. Auch der Kunstkritiker aus Nina Georges „Die Bildhauerin“, der eigentlich nur herausfinden möchte, wie es der Künstlerin gelingt, die Körper ihrer Statuen von erregten Männern mit Tierköpfen so lebensecht zu erschaffen, und selbst zu einer Statue mit Eselskopf wird, wird von der erotischen Ausstrahlung der Frau überwältigt und schaltet sämtliches kritisches Denken aus. Einzig der Shoemaniac aus der gleichnamigen Kurzgeschichte von Sabina Naber behält trotz aller weiblichen Finesse die mordende Oberhand, weil für ihn die weiblichen Reize eben nicht mehr zählen.

Neben den unterschiedlichen Stilen, originellen Ideen und überraschenden Wendungen ist die Zusammenstellung der Biografien der beteiligten Autoren und Autorinnen am Schluss des Buches ein weiteres Plus dieses Sammelbandes. Sie kann als Leseempfehlung für den Fall gesehen werden, dass man Lust auf weitere Werke der Autoren und Autorinnen bekommen hat. In diesem Sinne ist allen Beteiligten zu wünschen, dass sich diese sexy Kurzgeschichten recht zahlreich verkaufen.


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veröffentlicht auf buchwurm.info, 2011
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