Unermüdlicher Einsatz für eine bessere Welt (Ruppert Neudeck: Abenteuer Menschlichkeit. Mein Leben für eine gerechtere Welt, Knaur, ISBN 3426781573) „Abenteuer Menschlichkeit“ hat Rupert Neudeck sein sehr persönliches Erinnerungsbuch aus dem Jahr 2007 übertitelt, in welchem er seine Entwicklung zum humanitären Helfer im Dienste der Opfer in krisengebeutelten Gegenden unserer Welt und einem ihrer wichtigsten Fürsprecher aufzeigt. Anlässlich seines 70. Geburtstags liegt das Zeugnis eines engagierten Weltverbesserers nun in einer Neuauflage vor. |
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In klaren verständlichen Worten erläutert er darin seine Motivationen, erzählt von seinen Erfahrungen angefangen von der Rettung der Boatpeople aus den indischen Ozean in Folge des Vietnamkriegs mit seinem Schiff „Cap Anamur“ über die Gründung der Grünhelme bis hin zu den enttäuschenden Entwicklungen des heutigen Einsatzes der Bundeswehr in Krisenregionen und spart dabei auch nicht mit Kritik an bürokratischen Hemmnissen sowie am eigenen Idealismus.
Berichte aus den Brennpunkten der letzten Jahrzehnte wie Afrika, dem Balkan, Tschetschenien, Afghanistan, Israel und Palästina zeigen, Ruppert Neudeck war und ist immer mittendrin. Er analysiert Ursachen der Konflikte und überzeugt den Leser, dass die meisten Konflikte mit verblüffend einfachen Mitteln wie der Hilfe zur Selbsthilfe schneller gelöst werden können, als mit allen militärischen und bevormundenden Einsätzen heutiger Regierungsorganisationen, deren Anführer sich anmaßen aus sicherer Entfernung einschätzen zu können, welche Hilfe die Menschen in diesen Regionen benötigen. Selbstkritisch beschreibt er den zwiespaltigen Umgang mit der Presse, die einerseits benötigt wird, um Informationen weiterzugeben und aufzuklären, andererseits jedoch fast schon vorschreibt, was der Interviewte zu sagen hat und nach den Bildern sucht, welche sich bereits in den Köpfen befanden, statt die Wirklichkeit so abzulichten, wie sie vorgefunden wird. Der Leser lernt den promovierten Doktor der Philosophie Ruppert Neudeck als gläubigen Christen und von Philosophen wie Camus und Sartre geprägten Denker kennen, der aus diesen Wurzeln die Kraft für seinen unermüdlichen Einsatz, der häufig wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheint, schöpft und dadurch an seinem Glauben an eine gerechtere Welt festhalten kann. Man erfährt von Menschen, die Bedeutendes für ihre Länder getan haben, doch keinen Eingang in die Weltgeschichte finden konnten und deren Engagement den meisten Menschen der westlichen Welt verborgen geblieben ist. Tiefe Einblicke gewinnt man in Freund- und Bekanntschaften mit Personen der Zeitgeschichte wie Norbert Blüm, von denen er trotz möglicher Meinungsverschiedenheiten immer fair berichtet und nicht, wie es heute fast üblich scheint, populistisch abrechnet. Die Sommerzeit steht vor der Tür. Westeuropäer sind damit beschäftigt, den Urlaub zu planen, um sich das Leben in den „schönsten Wochen des Jahres“ so angenehmen wir möglich einzurichten, und angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise fehlenden finanziellen Möglichkeiten hinterher zu weinen. Da ist es höchste Zeit, sich derer zu erinnern, deren Leben sich ausschließlich um das Überleben dreht, sowie an die Menschen, die beispielhaft vorangehen und der Welt zeigen, dass die Grundwerte wie Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und uneigennütziger Einsatz existieren und weitergetragen werden. |
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