Wir würden weiße Wäsche waschen… (Kureishi, Hanif: My Beautiful Laundrette, Langenscheidt-Longman, München, 1999, S. 96, ISBN 3-526-50787-2) Hanif Kureishis Script des Films „My Beautiful Laundrette“ (dt. „Mein wunderbarer Waschsalon“) modernisierte in den 80er Jahren das englische Kino, indem es z.B. soziale Randgruppen in den Mittelpunkt der Handlung und Szenen ohne fließende Übergänge nebeneinander stellt oder, indem es aufzeigt, daß sich die englische und pakistanische Identität neu definieren müssen. |
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Der Plot Papas Sohn Omar, entstammend dieser Mischehe, wird von seinem Onkel Nasser unter die Fittiche genommen, entwickelt Ambitionen und baut mit seinem Freund und Liebhaber Johnny (Ex-Neo-Nazi) einen Waschsalon auf.
Nachdem er in London erfolgreich als Dramatiker gearbeitet hatte, machte er mit „“My Beautiful Laundrette“ (1985) seine ersten Erfahrungen mit dem Medium Film. Konzipiert als low-budget Film für das Britische Fernsehen, gewann er verschiedene Preise; unter anderem den Best Screenplay Award des New York Film Critics Circle und eine Oskarnominierung. Daraufhin wurde er in Kinos auf der ganzen Welt gezeigt und erreichte damit eine weitere Verbreitung und unterschiedlicheres Publikum, als es Kureishis Theaterstücken möglich war. Zentrale Themen aller seiner Werke rühren von seinen eigenen Erfahrungen als Pakistani in England her. Als Kind aus einer Mischehe kennt er Probleme wie die Suche nach kultureller und ethnischer Identität und ausländerfeindliche Tendenzen. Hinzu kommen Motive wie Homo- oder Bisexualität, Heimatlosigkeit und Generationskonflikte.
Die Stadt wird charakterisiert durch die Antagonismen "Aufschwung" und "Verschlechterung". Gleichzeitig ist sie immer im Fluß und voller Möglichkeiten. Dadurch ermöglicht die Stadt den Charakteren ganz neue Formen von Identitäten und Beziehungen. Sie ist Sammelpunkt kreativer Energien in der neue Formen der sozialen und kulturellen Identitätsfindung realisiert werden. Dazu kommt, dass Kureishi selbst in London wohnt und sich in dieser Stadt natürlich besonders gut auskennt. London erscheint als Mikrokosmos der globalen Welt, in dem verschiedene Nationen, Kulturen und Identitäten aufeinandertreffen, sich überlagern und somit immer wieder neue Identitäten bilden.
In diesem Sinne ist der Film keinem Genre zuzuordnen. Stephen Frears, der Regisseur, meint dazu: "At the moment, everything is so horrific that if you wrote straight social realism people wouldn't be able to bear to watch it." Deswegen benutzt der Film auch Humor und Ironie, um die soziale Lage in Großbritannien zu kommentieren. Die Hybridität, die die Charaktere des Films kennzeichnet, durchzieht auch den Film als Genre. Der Film vermischt ebenso verschiedene filmästhetische Konventionen wie Stilisierung und mis-en-scené, Pastiche und Metaphorik. Im Rahmen der Metaphorik funktioniert der Waschsalon als imaginärer Platz, an dem persönliche Wünsche und soziale Spannungen wie in einer Waschmaschine durcheinander gewirbelt und neu ausgearbeitet werden. Kureishi selbst bezeichnet den Film als "allegory of Mrs. Thatcher's brash new enterprise culture". Somit sagt der Film ebenfalls etwas über die Wirtschaftskultur und die Macht der Selbsthilfe aus.
Aber bereits in den 90er Jahren verdrängten Tankstellen die Funktion der kleinen Läden. Die neue Generation der Asiaten war nicht mehr bereit soviel Mehrarbeit zu leisten. Sie hatten höhere Ambitionen als kleine Geschäfte. Außerdem waren sie begriffen, sich in die englische Gesellschaft zu integrieren. Während sich die erste Generation noch stark von den Weißen abgrenzte, zeigte sich bei der zweiten Generation ein Identitätskonflikt zwischen der asiatischen und der westlichen Kultur. Außerdem trat ein Konflikt zwischen der asiatischen Kultur und dem westlichen Profitdenken auf. Der Film spricht dahingehend eine deutliche Sprache: "In this damn country which we hate and love, you can get anything you want. It's all spread out and available. That's why I believe in England. You just have to know, how to squeeze the tits of the system." Ernüchtert stellte die zweite Generation fest, daß Großbritannien ihnen nichts weiter bietet als die Möglichkeit, Geld zu machen. Also waren sie bestrebt, soviel wie möglich aus dem Land herauszuholen, denn Großbritannien bot ihnen Wohlstand, finanziellen Erfolg und bessere Perspektiven als das Heimatland. Da die Engländer mit dem neuentwickelten Selbstbewußtsein der Einwanderer nicht umzugehen verstanden, mündete unter anderem diese Entwicklung in Fremdenfeindlichkeit. Trotzdem zeigt Kureishi die Pakistanis nicht als eine ethnische Minderheit mit positivem Image, um diesem Rassismus und der Unterrepresentation entgegen zu wirken. Keiner der Charaktere ist ein Opfer oder Held. Sie ziehen keine absolut positive Sympathie auf sich weder im Hinblick auf ihr Verhalten noch auf ihre Einstellung. Salim ist ein Drogendealer. Omar behandelt Johnny "wie einen Sklaven" und bezieht das Grundkapital für seinen Waschsalon aus dem Drogenverkauf. Aber es ist gerade eine Strategie des Films, das absolut Positive zu vermeiden, um den vielschichtigen hybriden Charakter der Personen zu zeigen.
Es gibt also keine feststehenden Identitäten. Es werden vielmehr verschiedene Identitäten anhand verschiedener Achsen konstruiert (Pakistani/Weißer, männlich/weiblich, homosexuell/heterosexuell u.a.). Diese Identitäten überlagern sich und wirken wechselseitig aufeinander ein, so daß das Individuum die Summe der verschiedenen Identitäten von Klasse, Ethnie, Gender, sexueller Orientierung und Generation ist. Corrigan hat herausgearbeitet, daß die "in-betweeness" an die postmoderne Zeit gekoppelt ist, in der Identität nicht länger von einer Identifikation mit einem Ort herrührt. Die Filmcharaktere haben keine Heimat oder historische traditionelle Orte. In diesem Sinne illustriert der Film ein "falling between cultures". "In-betweeness" wird aber nicht als Problem dargestellt. Sie ist nur eine Seite der produktiven Überschneidung der Kulturen. Der Film stellt indessen nicht nur die Homogenität der asiatischen Identität in Frage sondern auch die der nationalen Identität, denn er zeigt die britische Identität nicht als weiß, sondern als schwarz. Die pakistanische Businessclass identifiziert sich mit den ökonomischen Grundsätzen des Thatcherismus; also in gewisser Weise auch mit England. Dadurch macht der Film deutlich, daß das Britische nicht länger ein "weißer" Begriff ist, wie die National Front in den 80ern (und heute vermutlich ebenso) zu glauben scheint. Die Definition des Britischen muß geändert werden und die Heterogenität mit aufnehmen. Somit spiegelt der Film eine große Spannweite an Erfahrungen der Briten pakistanischer Abstammung wider, bildet eine Herausforderung an traditionelle Darstellungsweisen dieser Ethnie und fordert ebenfalls zum Nachdenken über die Definition der Nationen in der postmodernen Zeit auf.
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